Michael Michalsky: "Karl Lagerfeld war immer mein Hero"

Der Designer über sein großes Vorbild, die Wiederbelebung von Marken und Mode für den Massenmarkt

Philipp Westermeyer und Designer Michael Michalsky bei der OMR Podcast-Aufnahme in Hamburg (Foto: OMR)
Philipp Westermeyer und Designer Michael Michalsky bei der OMR Podcast-Aufnahme in Hamburg (Foto: OMR)

Michael Michalsky ist der bekannteste lebende deutsche Modeschöpfer und Designer. Ob durch seine Arbeit für Levi’s oder als langjähriger Chefdesigner von Adidas, über die Zusammenarbeit mit Tchibo oder sein eigenes Label Michael Michalsky – es dürfte kaum jemanden in Deutschland geben, der nicht schon in der ein oder anderen Form mit Produkten in Berührung gekommen ist, die durch die Hand des Designers gegangen sind. Im OMR Podcast spricht Michalsky über seine Karriere vom modebegeisterten Provinzkind zum Vordenker seiner Branche, der Sportswear-Klassiker zu Fashion-Items gemacht hat, sich niemals scheute, Mode für die Massen zu designen, und mehr als einmal vorgeführt hat, wie man angestaubte Brands wieder begehrlich macht.

Erfolg lässt sich auf unterschiedlichste Arten messen. Regelmäßige Hörer*innen des OMR Podcasts wissen: Host Philipp Westermeyer macht ihn gerne an Umsatz der Gewinn fest. Doch bei seinem Gast in dieser Episode kommt er damit nicht weit. „Ich bin Schöngeist“, pariert Designer und Modemacher Michael Michalsky die Frage nach seinen Einkünften. Dafür teilt er an anderer Stelle ein Indiz – in Form einer Erkenntnis, die ihn neulich zufällig in einer Tapetenfabrik ereilt hat.

Dort liefen gerade mal wieder 50 Kilometer eines von ihm vor Jahren gestalteten Musters über die Druckstraße, berichtet Michalsky. „Da ist mir das erst mal bewusst geworden“, sagt der Designer. Nämlich wie sehr – man muss diese Tapetenkilometer nur einmal grob in Wohnzimmerwände umrechnen – Michalsky den Geschmack der Menschen zwischen Flensburg und Füssen geprägt hat und es noch immer tut.

Karrierestart über eine Stellenanzeige

Das war zu Beginn seiner Karriere keinesfalls absehbar. Damals, Anfang der 90er-Jahre, entdeckte er nach Abschluss seines Fashion-Studiums in London eine klassische Stellenanzeige. In einer Modezeitschrift hatte er gesehen, dass Levi Strauss Deutschland einen Designer sucht. Die gewünschte Erfahrung hatte er zwar nicht, dafür aber das nötige Selbstvertrauen, sich dennoch zu bewerben. 

Es dauerte dann nicht lange, bis die Modewelt auf den musikaffinen Kreativen aufmerksam wurde. Ein Headhunter rekrutierte Michalsky für Adidas. Zunächst sei er dort für alle Kleidungsstücke außer Schuhen verantwortlich gewesen, erzählt Michalsky, später dann für sämtliche Fashion-Produkte. Damals hatte Robert Louis-Dreyfus gerade den strauchelnden Sportartikel-Hersteller übernommen. Der Unternehmer suchte radikale Ideen, um Adidas wieder profitabel zu machen. Im persönlichen Bewerbungsgespräch habe er dann direkt zeigen können, dass er der Richtige für den Job ist, erzählt Michalsky im Podcast.

Im Adidas-Trainingsanzug in den Club

Schon während des Studium seien ihm in den Londoner Clubs die Kids aufgefallen, die Second-Hand-Trainingsanzüge von Adidas als Ausgehdress trugen. Auch in der Hiphop-Szene hätte man die Klamotten mit den drei Streifen geschätzt, sagt Michalsky. Doch in Herzogenaurach habe man damals weder die eine noch die andere Zielgruppe auf dem Zettel gehabt. Um den Retro-Trend zu adressieren, initiierte Michalsky dann das Sublabel Adidas Originals.

Auch eine weitere Pioniertat fällt in seine Adidas-Zeit. Michalsky war der erste Designer, der Kollaborationen zwischen Marken und externen Designern, Künstlern und Stars initiierte. Den Auftakt machte 2002 seine Zusammenarbeit mit Yōji Yamamoto. Das Projekt mündete in die eigene Sportswear-Linie Y-3. Die brachte Adidas nicht nur Credibility in der Fashionwelt ein, sondern auch gute Gewinne. 

Inoffizielle Aftershow der Fashion Week

Gegen Ende seiner Adidas-Zeit wuchs der Wunsch, den nächsten Schritt zu machen. Michalski machte sich selbständig um sein eigenes Label voranzubringen. Das pushte er vom Start weg mit eigenen Modeschauen. Die veranstaltete der Designer parallel zur Berliner Fashion Week und sie wurden schnell so was wie ein inoffizielles Abschluss-Event. Vor allem seien die kostspieligen Schauen aber ein Marketing-Vehikel gewesen, erklärt Michalsky.   

"Ich wollte schon immer, dass aus der Modemarke Michalsky eine Lifestylemarke wird", sagt er im OMR Podcast. Denn als Modedesigner habe er natürlich auch eine Meinung dazu, wie Möbel, Besteck, Handtücher, Teppiche oder eben Tapeten aussehen können. Heute sorgten diese Lizenzgeschäfte, die auch mehrere Düfte und eine langjährige Partnerschaft mit Mr Spex, umfassen, für den Großteil des Umsatzes. 

Zwischen Laufsteg und Tchibo-Regal

Als unabhängiger Designer verfügte Michalsky nie über die Marketing-Budgets großer Brands. Dafür fand er immer neue Wege, seinen Namen bekannter zu machen. Sei es durch die erwähnten Fashion Shows oder klug gewählte Partnerschaften. Etwa mit dem Design-für-die-Massen-Player überhaupt: Tchibo. Unter dem Label Mitch & Co. verkaufte der Kaffee- und Versandhändler von 2007 bis 2009 mehrere Kollektionen. Den Bogen zu schlagen von Laufsteg-Fashion bis ins Tchibo-Regal – das gelang vor Michalsky keinem Designer.

Ob Michael Michalsky in die Fußstapfen seines erklärten Helden und späteren Freunds Karl Lagerfeld steigen und ein großes Modelabel führen würde, was eine Traditionsmarke braucht, damit sie ein Revival feiern kann, und wie die Chancen stehen, dass es tatsächlich eine OMR x Michalsky-Kollektion geben wird – die Antworten gibt es in der neuen OMR Podcast-Episode. 

Die Themen des Podcasts mit Michael Michalsky:

(00:00:00) Abi, Studium in London, erster Job bei Levi Strauss Germany

(00:08:50) Wechsel zu Adidas, Start der Originals , erste Kooperationen 

(00:22:20) Schritt in die Selbständigkeit und Reviving alter Marken

(00:29:58) Mitch & Co. – seine Kollaboration mit Tchibo

(00:32:32) Sein Label und die Personenmarke Michael Michalsky

(00:41:15) Wie er Partner für Lizenzprodukte findet 

(00:46:18) Ob er gerne ein Haute-Couture-Haus leiten würde

(00:47:10) TV-Präsenz und seine Zeit bei "Germany’s Next Top Model"

(00:51:35) Wie er soziale Medien (noch zu wenig) nutzt

(00:55:43) Sein Blick auf Newcomer-Marken wie On und Vega

(00:59:55) Die Zielgruppe von Michalsky und neue Kund*innen

(01:03:43) Kollaborationen-Overkill und Peak künstliche Verknappung

(01:10:59) Fashion Brands, die er selbst aktuell cool findet

(01:16:12) Warum er Shirin David nicht bei Hermès sieht 

(01:19:29) Wie er aus OMR eine Modemarke mache würde

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OMR PodcastModeDesign
Christian Cohrs
Autor*In
Christian Cohrs

Editor & Content Strategist bei OMR und Host des FUTURE MOVES-Podcasts. Zuvor war er Redaktionsleiter des Wirtschaftsmagazins Business Punk in Berlin, Co-Autor des Sachbuchs "Generation Selfie".

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